Microsoft Recall – Was geht denn jetzt ab?
Erinnerst du dich an die gute alte Zeit, als „Recall“ lediglich die zweite Chance für hoffnungsvolle Sänger bei „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) bedeutete? Niemand wollte wirklich in den Recall – und das gilt umso mehr für Microsofts neueste Funktion mit dem bezeichnenden Namen „Recall“. Wie der alte Spruch sagt: Wenn man denkt, es könnte nicht schlimmer kommen, dann kommt es doppelt dick!
Microsoft hat bei seiner „Build“ Entwicklerkonferenz 2024 eine Funktion namens „Recall“ vorgestellt. Diese Funktion, die in den neuen Copilot+ PCs integriert ist, soll dir helfen, dich an frühere Aktivitäten auf deinem PC zu erinnern, indem sie regelmäßig Screenshots deiner Benutzeraktivität aufzeichnet. Klingt nützlich, oder? Naja, es sei denn, du hast gerne ein Tagebuch deiner gesamten digitalen Aktivitäten, das jeden Schritt aufzeichnet.
Datenschutz und Sicherheit? Ein zweifelhaftes Geschenk!
Recall speichert Screenshots von allem, was du auf deinem PC tust – einschließlich der Eingabe von Passwörtern und anderen sensiblen Daten. Diese Daten werden lokal gespeichert und verschlüsselt, aber dennoch stellt sich die Frage: Willst du wirklich, dass deine gesamten digitalen Aktivitäten von einer Software erfasst werden, die jederzeit gehackt werden könnte? So ziemlich das Letzte, was wir brauchen, ist ein Feature, das wie ein Keylogger arbeitet und unsere Aktivitäten überwacht.
Sicherheitsrisiko: Kompromittierte Systeme und sensible Daten
Was passiert, wenn Passwörter oder Login-Sites erfasst werden und das System kompromittiert wurde? Nehmen wir als Beispiel an, du hast KeePass offen – einen Passwort-Manager, der deine gesamten Anmeldedaten sicher speichern soll. Recall könnte Screenshots machen, während KeePass geöffnet ist, und diese Screenshots könnten sensible Informationen enthalten. Wenn dein System dann von einem Hacker kompromittiert wird, hat dieser potenziell Zugriff auf alle gespeicherten Passwörter und andere vertrauliche Informationen. Diese Situation könnte katastrophale Folgen haben, da der Angreifer nun die volle Kontrolle über deine Online-Konten erlangen könnte. Eine schöne Vorstellung, nicht wahr? Genau das, was wir uns alle erhofft haben!
Aber keine Sorge, du kannst es deaktivieren (und solltest es auch!)
Zum Glück gibt es eine einfache Möglichkeit, dieses zweifelhafte Feature zu deaktivieren. Folge diesen Schritten, um Recall in Windows 11 zu deaktivieren:
- Öffne „Einstellungen“.
- Gehe zu „Datenschutz und Sicherheit“.
- Wähle „Recall & Snapshots“.
- Deaktiviere den Umschalter „Snapshots speichern“.
Durch diese wenigen Schritte kannst du sicherstellen, dass deine Aktivitäten nicht mehr kontinuierlich aufgezeichnet werden. Ein kleiner Schritt für den Menschen, ein großer Schritt für deine Privatsphäre!
Der wahre Nutzen von Recall
Theoretisch soll Recall dir helfen, dich an vergangene Aktivitäten zu erinnern und verlorene Dateien oder vergangene Gespräche wiederzufinden. Wenn du dich nicht erinnern kannst, wo du eine bestimmte Datei gespeichert hast oder was genau in einem Chat besprochen wurde, soll Recall dir helfen können, diese Informationen schnell zu finden. Klingt praktisch, nicht wahr? Für diejenigen unter uns, die gerne ihre Dateien und Chats verlieren, könnte das eine echte Hilfe sein.
Doch der Preis für diese Praktikabilität ist hoch. Die ständige Überwachung und Speicherung jeder einzelnen Aktivität auf deinem PC ist ein gewaltiger Eingriff in deine Privatsphäre und eröffnet zahlreiche Sicherheitsrisiken. Es ist, als ob du deinen PC in ein Tagebuch verwandelst, das alles aufzeichnet, was du tust – und das potenziell von jedem gelesen werden kann, der sich Zugang verschafft. Herrlich! Wer braucht schon Privatsphäre, wenn man einen allwissenden PC hat?
Unser Fazit: Deaktiviere Recall!
Angesichts der erheblichen Bedenken bezüglich Datenschutz und Sicherheit empfehlen wir allen Nutzern dringend, Recall sofort zu deaktivieren. Der vermeintliche Nutzen steht in keinem Verhältnis zu den Risiken, die mit der dauerhaften Aufzeichnung und Speicherung deiner Aktivitäten einhergehen. Mal davon abgesehen sollte man vertrauliche Dokumente geöffnet haben, oder mit Passwortlisten arbeiten. Wir hoffen hier wird allgemein noch nachgebessert und neue Informationen geliefert. Die Hoffnung stirbt zuletzt -> vielleicht wird alles gar nicht so schlimm!
Niemand will in den Recall – vor allem will ich keinen Recall Zettel für meinen PC. Schütze deine Privatsphäre und deine Daten, indem du dieses Feature deaktivierst. Dein zukünftiges Ich wird es dir danken. Und denke daran, manchmal ist es besser, nicht jeden einzelnen Schritt seines digitalen Lebens zu dokumentieren.
Dieses Thema werden wir auch in unseren Windows 11 Schulungen für Administratoren genauer beleuchten und Lösungen für Firmen über GPOs ermöglichen.
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